Foto: Armin Laschet und Angela Merkel am 25. September in Aachen / Quelle: noticiasmontana, http://www.noticiasmontana.com/
Der Wahlausgang hat die christlich-bürgerlichen Kräfte im Parlament geschwächt, die Lobby der Globalisten dagegen gestärkt. Durch die deutliche Verschiebung der Fraktionen nach links und grün wird der Wind für Christen künftig rauer wehen.
Der Wahlausgang zum 20. Bundestag hat zwar noch keinen eindeutigen Sieger gezeitigt, eines hat er aber deutlich bewiesen: Die christlich-bürgerlichen, liberalkonservativen Kräfte in der Regierung stecken in einer Krise. Der Zuspruch in der Bevölkerung für dezidiert christliche Positionen, für christliche Ethik und christliche Ökonomie sinkt. Symbolisiert wird das unentschiedene Navigieren zwischen einstigen Gewißheiten, den Drift von fester Weltanschauung zu wechselnden Weltanschaulichkeiten durch die unsicheren Nachwahlmanöver des angeschlagenen CDU-Kandidaten Armin Laschet.
Laschet hat es nicht verstanden, eine konsistente, mit mutigen Perspektiven angereicherte, entschieden bürgerliche und auf Eigenverantwortlichkeit setzende Politik, die sich vom prinzipienlosen, umfragengestützten Opportunismus seiner Vorgängerin deutlich abgrenzt, offensiv in der Bevölkerung zu bewerben. Laschet war authentisch in seinem Wunsch, integrativ zu wirken, die gespaltenen Lager wieder an einen Tisch zu bringen, hat sich aber letztlich hoffnungslos zerrieben, zwischen zaghaften, kaum wahrnehmbaren Versuchen, sich gegen Übermutti Merkel abzusetzen einerseits – und hastig-ängstlichem Rückzug andererseits dort, wo man Angriffe des politisch-korrekten Mainstream befürchtete.
Laschet hat es deshalb nicht vermocht, christliche Wähler an sich zu binden. Ein Grund könnte sein, daß er – besonders durch die von Kanzlerin Merkel betriebene – Politisierung der Kirche unterschätzt hat. Laut dem Religionssoziologen Prof. Gert Pickel spielte die konfessionelle Bindung bei der Bundestagswahl nur eine untergeordnete Rolle. Die CDU/ CSU wird von christlichen Bürgern nicht mehr als ihre alleinige Parteivertretung identifiziert. Laut einer Umfrage wird die Transformation der evangelischen Kirche und ihrer Mitglieder Richtung links mehr als deutlich: So hat Prof. Pickel anhand von Umfragen an Kirchentagen herausgefunden, daß es dort inzwischen eine Mehrheit für grüne Positionen gibt. Katholische Christen wählen zwar mehrheitlich noch CDU/ CSU, evangelische Christen dagegen mehrheitlich grün. Welche Rolle religionspolitische oder moralpolitische Fragen beispielsweise zur Sterbehilfe, Abtreibung, Migration beim jeweiligen Wähler eine Rolle spielen, lasse sich nicht mehr allein durch die Kirchenmitgliedschaft abbilden. »Da muss man schon tiefer gehen«, konstatiert Pickel.
Fest steht jedoch: Mit der deutlichen Zunahme der linken Kräfte im Bundestag wird es für Christen konservativer Bindung ungemütlich. Gerade in wichtigen Fragen des Lebensschutzes, Ehe und Familie, aber auch in durchaus existentiellen Problemen wie die muslimische Migration werden sich für dezidiert bürgerliche Positionen kaum noch Mehrheiten finden. Zuletzt hatte immerhin die CDU/ CSU Forderungen weitergehende politische Zugeständnisse an die Abtreibungs- und Transsexuellenlobby abgeschmettert. Die Kinderrechte fanden mit ihr keine Mehrheit. Selbst an der Gendersprache formulierten die Christdemokraten zuletzt Kritik. Trotz allem: Zum großen Richtungswechsel hat die innerlich wie weltanschaulich zermürbte Christdemokratie unter Merkel nicht den Mut gefunden. Es blieb bei kleinen Korrekturen dort, wo die Kräfte des neomarxistischen Zeitgeists allzu stark wüteten. Unter einem Kanzler Scholz mit grün-gelber Regierungsbeteiligung werden all diese ideologisch forcierten Projekte schneller wieder auf den Tisch kommen als Merkels Auszug aus dem Bundeskanzleramt.