Christen gehören zu der am stärksten wachsenden Bevölkerungsgruppe Chinas. Seit 1997 ist ihre Zahl von 19 auf 90 Millionen geradezu explodiert. Ihre Zahl ist damit größer als die Mitgliederzahl der kommunistischen Partei. Für das kommunistische Regime stellen Christen deshalb eine Gefahr dar.
Da Christen wegen ihrer schieren Menge nicht einfach beseitigt oder inhaftiert werden können, haben die Kommunisten ein dichtes Netz aus Überwachung und Kontrolle über chinesische Christen errichtet. Die christliche Staatskirche liegt ganz in der Hand der Partei. In den Kirchen laufen Überwachungskameras, Jugendliche dürfen Kirchen offiziell gar nicht erst betreten. Der digitale Kommunikations- und Zahlungsdienst WeChat ist für Christen gesperrt. Gedruckte Bibeln gibt es schon lange nicht mehr zu kaufen. Auch Bibel-Apps und Online-Bibeln sind nicht mehr erhältlich. Wer sie erwerben will, muss eine spezielle Firewall umgehen. Dies wiederum wird vom Staat erfasst und über das soziale Punktesystem bestraft, was im Alltagsleben Nachteile bringen kann. Millionen von Christen haben sich in China im Untergrund organisiert, um ihren Glauben frei leben zu können. Doch sie leben gefährlich. Wer sich den Direktiven der Partei nicht beugt, muss damit rechnen, in speziellen Umerziehungslagern inhaftiert zu werden.
Das Netz der kommunistischen Kontrolle und Überwachung erstreckt sich auf alle Lebens- und Glaubensbereiche. So sind Mitarbeiter der christlichen Kirche gehalten, ihre Linientreue immer wieder zu beweisen. Aller drei bis fünf Jahren müssen religiöse Leiter dafür dem Staat ihre Daten neu unterbreiten auf die Gefahr hin, daß ihre Bewerbung abgelehnt werden kann, wenn sie das Regime kritisieren. Umfassend haben die Kommunisten die perfiden, digital gestützten Überwachungs- und Kontrollmethoden ausgedehnt.
David Landrum von Open Doors UK & Ireland erklärt dazu: «Das ist leider keine Überraschung. Seit Präsident Xi Jinping an die Macht gekommen ist, sehen wir eine konzertierte und strategische Welle der Verfolgung gegen Christen mit dem Missbrauch von Technologie, um diese ‚religiöse Reinigung‘ voranzutreiben.»
Brisant in diesem Zusammenhang ist das Verhalten der deutschen Regierung. Nicht nur, daß sich deutsche Politiker mit Kritik an den Menschenrechtsverletzungen durch das repressive kommunistische System auffallend zurückhalten. Im Gegenteil, die verstörende Nähe Angela Merkels zu China macht skeptisch. Vor der Corona-Krise ist die Kanzlerin einmal jährlich ins Reich der Mitte gereist. Die systematischen Menschenrechtsverletzungen, die brutale Unterdrückung oppositioneller Kräfte, die totalitäre Überwachung und Kontrolle kritisierte die deutsche Kanzlerin dabei mit keinem Wort. Sie beläßt es bei dezent mahnenden Worten, wie die Welt berichtet, hinsichtlich der Taktik Chinas, sich in Europa einzelne Verbündete zu schaffen anstatt »mit der ganzen EU« zu reden. Auf ihrem letzten Besuch im Jahr 2019 kritisierte Merkel nicht etwa die Behandlung der Christen, sondern Pekings Alleingang in Hongkong und den Umgang mit der muslimischen Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang. Angela Merkel sei »Pekings wichtigste Stütze in Europa«, geben sogar Brüsseler Politiker zu. China wird der rote Teppich ausgerollt. Der Schaden, den die blinde Anbiederung an die kommunistische Bedrohung aus dem Osten anrichtet, zeigt sich bereits jetzt in der repressiven Corona-Politik, für die das chinesische Vorgehen Pate stand. Der unbedingte Machtanspruch Chinas ist eine Gefahr für die internationale Ordnung und für die fein austarierte institutionelle Demokratie in Deutschland. Der Schaden, den Merkel mit ihrer Anbiederung an den Osten zeitigt, wird sich mit in den nächsten Jahren mit voller Wucht erweisen – aber dann ist schon lange weg.